Mit „Flo’s Retrospective“ zeigt die Kunsthalle Recklinghausen im Rahmen der Ruhrfestspiele 2022 die erste Einzelausstellung der estnischen Künstlerin Flo Kasearu (*1985) in Deutschland. Flo Kasearu vermag es sozial dringliche und politisch relevante Themen auf bemerkenswerte Weise in ihren installativen und interaktiven Arbeiten zu verdichten.
Für die Kunsthalle wird Kasearu ihre eigene Retrospektive inszenieren, die sich sowohl globalen Themenkomplexen wie Wirtschaftskrisen und Nationalismen widmen wird, als auch die damit verbundenen absurden Seiten des Kunstsystems und patriarchisch-hierarchische Strukturen offenlegen will. In ihrer künstlerischen Praxis seziert, erforscht, verhandelt und zelebriert Kasearu das Verhältnis von Ernst und Humor, von Strenge und Witz. Sie findet ihr Material oft im Alltäglichen, in dem was in Familien und hinter verschlossenen Türen geschieht und nicht gesehen werden soll, und sie bringt gleichsam durch ihre künstlerische Praxis eben jene Themen zurück auf die Straße und zu den Menschen, die sie betreffen. Kasearus Haus in Tallinn ist ihr vielleicht umfassendstes Kunstwerk, das das post-sowjetische Erbe und die kapitalistische Realität Estlands reflektiert. Kasearu wird Aspekte, Objekte und Themen ihres „House Museums“ in der Kunsthalle Recklinghausen inszenieren. Einen erweiterten Auftritt in und um die Kunsthalle und das Ruhrfestspielhaus wird ihr jüngstes Projekt haben: die „Disorder Patrol“. Eine in absurden Uniformen agierende und mit Gymnastikbändern ausgestattete Aufsichtskolonne wird dafür sorgen, dass sich die Besucher*innen sowohl im als auch außerhalb des Museums gänzlich un-ordentlich verhalten.
Flo Kasearu ist eine der herausragenden Künstler*innen ihrer Generation, deren Werke bereits vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurden. Geboren 1985 in Pärnu, Estland, studierte sie an den Kunstakademien in Talinn und Berlin. Ihre Ausstellungen führten sie in namhafte Museen und zu Festivals unter anderem in Estland, Amerika, Ungarn, Polen, Finnland, Litauen sowie nach Österreich, wo sie mit ihrer „Disorder Patrol“ am „Steirischen Herbst 2021“ in Graz teilnahm.
Foto: Anu Vahtra