Das Jahr 2017 bereichert die Sammlung der LUDWIGGALERIE mit gleich zwei umfangreichen Künstlernachlässen, die eine große Bedeutung für Oberhausen und das Ruhrgebiet haben. Die Stadt Oberhausen erwirbt beide Nachlässe und durch die finanzielle Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland werden sie wissenschaftlich erforscht, digitalisiert, inventarisiert und konservatorisch umgelagert.
Der Oberhausener Rudolf Holtappel (1923–2013) legt 1950 seinen Meister der Fotografie an der Handelskammer in Düsseldorf ab und arbeitet seitdem als Fotograf und Bildjournalist für zahlreiche Auftraggeber: Karstadt (1964-1995), Henkel (1974–2002), das Theater Oberhausen in der Ära Günther Büch (1961–1970) und Ära Klaus Weise (1992–2003), den Carl Lange Verlag, Babcock, Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG), Ruhrchemie, WDR, ZDF und setzt sich mit Edeldrucktechniken auseinander. Mit dem Titel „Rudolf Holtappel. Die Zukunft hat schon begonnen. Ruhrgebietschronist, Theaterdokumentarist, Warenhausfotograf“ widmet die LUDWIGGALERIE dem Fotografen 2020 eine retrospektive Werkschau und einen umfangreichen Ausstellungskatalog. Seine Motive sind in Auktionshäusern zum Kauf angeboten und mit zahlreichen Preisen prämiert worden. Das Holtappel-Konvolut setzt sich wie folgt zusammen aus Negativen in Kleinbild, Mittel- und Großformat über 10.000 Negativbögen (etwa 360.000 Einzelnegative), Diapositive (600 Bögen), Silbergelatineabzüge (über 5.000 Stk), C-Prints, Inkjet-Prints, 16 Stadtbildbände für den Carl Lange Verlag oder heute Mercator-Verlag (vorwiegend monografisch fotografiert), Dokumente, Biografisches und der Ausstattung aus Holtappels schwarz-weißem Fotolabor.
Walter Kurowski (1939–2017) ist der bis heute einzige Stadtkünstler Oberhausens. Sein Lebenswerk besteht aus einer Vielzahl von künstlerischen Ausdrucksformen seines über 50-jährigen Schaffens. Fast 4.000 Werke umfasst der Nachlass des prämierten Absolventen der Folkwangschule für Gestaltung in Essen, vertreten durch Gemälde, Lithografien, Plakate, Karikaturen und Zeichnungen. Dabei bestechen seine Arbeiten durch eine exakte Beobachtungsgabe, die Charakterzüge einer dargestellten Person mit nur wenigen Zeichenstrichen einfangen kann oder politische Zustände mitunter drastisch zusammenfasst. Kurowskis Motive zeigen nicht nur den Stereotypen eines gierigen Unternehmers mit Melonen-Hut und Zigarre, sondern auch heute noch aktuelle, politisch-provokative Plakate. Die bekannten zeichnerischen Ankündigungen der Musikerinnen und Musiker zum Jazz-Karussell in Oberhausen sind legendär. Seine Aktbilder, die häufig in den von ihm veranstalteten Kursen der VHS Oberhausen entstehen, offenbaren ein tiefes Verständnis der menschlichen Anatomie und die großformatigen Gemälde zum Zechensterben im Ruhrgebiet sind Zeugnisse einer bewegten Zeit. Als einer der deutschlandweit wichtigsten Karikaturisten in den 1970er und 1980er Jahren kämpft er an der Seite der Arbeiterinnen und Arbeiter für Frieden und Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Die Ausstellung „Walter Kurowski – Künstler Karikaturist Kulturlegende. Eine Werkschau von 1956–2015“ zeigt vom 31.1.-30.5.2021 eine konzentrierte Auswahl seiner Arbeiten. Begleitend erscheint ein reich bebilderter Katalog mit umfangreichen Werkanhang.
Foto: © Rudolf Holtappel Nachlass LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen