Es ist ein echter Wolf im Schafspelz, der Eurydike aus der Fassung bringt. In Gestalt des liebreizenden und naturverbundenen Monsieur Aristée tritt Pluton, der Gott der Unterwelt, in ihr Leben und plötzlich ist alles anders: Voll Sehnsucht tauscht sie ihr unerfülltes Dasein an der Seite ihres Orpheus, einem so genialen wie eitlen Geigen-Virtuosen, kurzerhand gegen die erotischen Verlockungen des Schattenreichs von Pluton ein. Eine Wendung des Schicksals, der Orpheus keinesfalls im Weg stehen will. Im Gegenteil: Eurydikes lustvolles Entfliehen ins Reich des Todes kann ihm gar nicht schnell genug gehen. Und so will er eigentlich auch nichts weniger, als seine ausschweifende Frau zurückgewinnen zu müssen.
Jacques Offenbach und sein Librettist Ludovic Halévy stellen mit ihrem „Orpheus in der Unterwelt“ die antike griechische Mythologie gehörig auf den Kopf. Mit Witz und doppeltem Boden treiben sie Orpheus’ Suchen nach seiner Ungeliebten von einer bitterbösen Pointe zur nächsten und machen die wilde Travestie, der Offenbach eine zitatreiche Musik auf den Leib geschneidert hat, salonfähig. Dem eskapistischen Leben der göttlichen Hallodris rückt Regisseur Barrie Kosky zuleibe, der mit dieser gefeierten Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und der Komischen Oper Berlin an die Deutsche Oper am Rhein zurückkehrt.
Foto: Orpheus in der Unterwelt. Premierenmotiv der Deutschen Oper am Rhein. FOTO: Per Appelgren