Leidet das weltweit einzigartige deutsche Stadttheatermodell endgültig Schaden, weil das interessierte Publikum immer kleiner wird? Ruinieren wir mit der Heraufbeschwörung einer heilbringenden Eventkultur, die große Zuschauerräume füllen soll, den Rang unserer Bühnen genauso wie mit den geringen Gagen für festangestellte Ensembleschauspieler? Und wie will das Theater auf die Umbruchsituationen reagieren, die weltweit die Menschen in Atem hält? Schließlich hilft der Einsatz von Videotechnik auf der Bühne nicht gegen die Veränderungen unserer Lebenswelt durch die Digitalisierung, immunisiert das Vorzeigen von Flüchtlingen auf der Bühne nicht unbedingt gegen die Ängste vor weltweiten Migrationsströmen.
Thomas Oberender, Leiter der Berliner Festspiele, Amelie Deuflhard, Intendantin von „Kampnagel“, Thomas Ostermeier, Künstlerischer Leiter der Schaubühne in Berlin, und Bettina Jahnke, Intendantin Rheinisches Landestheater Neuss, diskutieren darüber, ob unsere theatrale Zukunft eher in „postdramatischen“ Projekten mit politischer Zielsetzung liegt als in der Revitalisierung von Schillers „Wallenstein“, ob ein Wandel unserer Spielorte die Theaterszene eher belebt als die aufwendige Renovierung großer Theaterhäuser und darüber, ob das Theater auch in Zukunft noch ein Ort tiefer künstlerischer Anstrengung bleiben darf.
Die Gesprächsleitung hat Stefan Keim