Wie keine andere Kunstgattung wirkt die Musik unmittelbar auf die menschliche Psyche. Schon die alten Griechen suchten und fanden Erklärungen dafür in physikalischen Gesetzmäßigkeiten, die das Empfinden von Konsonanzen und Dissonanzen, Harmonie und Disharmonie bedingen und damit die emotionale Reaktion auf Melodien oder Akkorde.
Die Frage, in welcher Form nun Musik auf das öffentliche und private Leben Einfluss nehmen könne, solle und dürfe, wurde zu unterschiedlichen Zeiten durchaus unterschiedlich beantwortet. Seit der Romantik hat dabei ein Aspekt an Bedeutung gewonnen, den es auch heute noch zu diskutieren gilt: die Relevanz – und mithin die Funktion – der klassischen Musik vergangener Epochen für eine moderne Gesellschaft. Die Relevanz wird offenbar nur mehr von einer Minderheit bejaht, vergleicht man den Marktanteil der Klassik mit dem der Popmusik. Andererseits betont die Kultur- und Bildungspolitik unvermindert die Bedeutung der Pflege und Vermittlung von tradiertem Repertoire an heutige und künfige Generationen. Immerhin widmen sich der klassischen Musik tagtäglich weltweit Millionen von Menschen, indem sie sie interpretieren oder die Interpretationen unmittelbar bzw. über die Medien rezipieren.
Was sind die Beweggründe dafür, und sind sie eher intellektueller oder emotionaler Natur? Unterscheiden sich Rezipienten klassischer Musik da von denjenigen anderer Musikbereiche? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das zeitgenössische Repertoire außerhalb des Pop-Bereiches, also die Neue Musik? Lassen sich die psychischen Wirkungen von Musik überhaupt verallgemeinern und kategorisieren?
Das Kulturpolitische Forum sucht im Gedankenaustausch zwischen Künstlern, Wissenschaftlern und Medienvertretern nach Antworten.
Richard Lorber diskutiert mit seinen Gästen:
Bernhard König, Komponist, Autor und Interaktionskünstler
Regine Müller, freie Kulturjournalistin und Autorin
Hans Neuhof, Musiksoziologie und Musikpsychologe
Werner Wittersheim, WDR 3
Moderation: Richard Lorber
Redaktion: Karl Karst
Foto: WDR/Schnabel